Wie ein Star im Scheinwerferlicht

Köln, Januar 2023: Ich stehe hinter der Bühne und Patty ruft : „Aufstellen!“ Alle stellen sich in die Reihe auf ihre Position. Die Musik geht an, wir marschieren ein und Marie hält eine Willkommensrede. Dann gehen alle auf ihre Tanzposition, die Scheinwerfer gehen an, das Adrenalin steigt, die Korsage sitzt eng und das Herz klopft. Die Musik geht an und ich fange an zu tanzen.
Alle tanzen, singen und lachen, sogar unsere Trainerin steht am Rand und singt laut mit. Daran sieht man, dass ihre Aussage stimmt: „Es gibt nichts Schöneres als euer Leuchten in den Augen zu sehen“, und sie strahlte bei der Aussage selber.
Ihre Tochter tanzt selber noch bei uns und ist genau so wie ihre Mutter. Sie singt laut mit, motiviert alle und hat selber sehr viel Spaß dabei.
Wir sind 46 Kinder im Verein, haben aber leider nur kleine Jungs. Große Jungs wären besser wegen der Würfe. Geworfen werden vor allem wir Mädchen, insgesamt ist Karnevalstanzen eine Mischung aus Gardetanz und Cheerleading, wegen der Würfe und Hebungen, die wir machen.
Es ist sehr anstrengend, weil unser Verein dabei noch singt. Doch singen alle laut und mit Freude die Karnevalslieder.
Der Mann von unserer Trainerin trainiert den großen Verein, die „Rheinmatrosen“. Unser Verein heißt „Rheinmatrosen Minis“. Das jüngste Mitglied bei uns ist zwei Jahre alt und man darf bis einschließlich 19 Jahre im Kinder-Verein bleiben, danach kann man entweder zu den Großen oder man wechselt in einen anderen Tanzverein. Die Uniform passt zu unserem Namen, da wir über einem weißen Body, einem Spitzenhöschen und einem Unterrock einen dunkelblauen Rock tragen, der am Rand mit rot-weißen Streifen verziert ist, außerdem eine Korsage, die wie bei einem Matrosen in rot, weiß und blau mit Glitzer und ein bisschen Gold verziert ist. Auch das Haargummi ist rot und weiß mit blauen Bändern und außerdem tragen wir noch rote Ohrringe.
Meine Trainerin Patty ist 47 Jahre alt und auch noch im Vorstand der Kajuja. Man merkt, dass sie für ihr Leben gerne trainiert und dass sie es sehr gut macht. „Als Trainerin finde ich super zu sehen, was sich aus jedem einzelnen entwickelt.“ Da sie selber 30 Jahre getanzt hat, elf Jahre davon Mariechen war und schon 15 Jahre Trainerin ist, hat sie viel Erfahrung.
Mir macht diese Sportart sehr viel Spaß und außerdem liebe ich es zu tanzen!
Karnevalstanzen finde ich besonders toll, weil man eine schöne Uniform trägt, Würfe macht, auf kölsche Musik tanzt und viele Auftritte hat.
Beim Karnevalstanzen bin ich in einer ganz anderen Rolle. Ich fühle mich dabei sehr frei, vor allem bei den Würfen. Ich werde selber geworfen und es macht sehr viel Spaß, durch die Luft zu fliegen.
Um geworfen zu werden, braucht man viel Körperspannung und man muss sich gut konzentrieren. Außerdem fange ich auch. Dort muss man die Kinder, die geworfen werden, auffangen.
Auf der Bühne bei Auftritten mag ich es am liebsten , weil man Spaß hat, lachen muss, singt und es sehr laut ist. Die Menschen kann man durch das blendende Scheinwerferlicht nicht erkennen und man fühlt sich wie ein Star. Am Ende applaudieren alle und manchmal bekommen wir sogar Standing Ovations. Das fühlt sich toll an.
Als meine Trainerin im Interview sagte: „Es gibt nichts Schöneres, als anderen Menschen mit dem Tanzen eine Freude zu schenken“, grinste ich, weil ich das genauso empfinde.
Training habe ich immer dienstags und freitags von 17:30 – 19:15 Uhr.
Dienstags muss ich immer relativ weit fahren, da ich jeden Dienstag in Dünnwald und jeden Freitag in Deutz trainiere.
Unsere Gesellschaft, die GMKG (Große Mülheimer Karnevalsgesellschaft) hat auch eigene Sitzungen. Außerdem geht unsere Gesellschaft in dem Rosenmontagszug, dem größten Zug in Köln, mit. Er dauert sechs Stunden. Das macht mir sehr viel Spaß, weil ich auch da in meiner eigenen Welt bin. Ich schmeiße Kamelle, rede mit meinen Freundinnen und singe die Musik laut mit. Nach dem Rosenmontagszug fahren wir alle wieder zusammen mit dem Bus in ein Brauhaus, essen dort etwas und feiern ein bisschen zusammen.

Oh, da werden wir gerade aufgerufen:„ Da kommen die Rheinmatrosen und die Rheinmatrosen Minis mit ihren schönen blau-weiß-roten Uniformen, ein dreifaches Kölle Alaaf, Kölle Alaaf, Kölle Alaaf.“ Wir ziehen ein – und los geht‘s!
Der Auftritt ist schon vorbei? Schade! Da marschieren wir zu dem Lied „Heidewitzka, der Kapitän“ wieder aus. Patty ruft noch schnell unsere Abschlussworte: „Wie kommen wir zusammen?“ Wir: „Sternenförmig!“ Patty: „Wie gehen wir auseinander?“ Wir: „Niemals!“ Patty: „Und warum?“ Wir: „Weil wir Tänzer sind!“ Alle: „Ohhhh heyyyyy!“

Grace Geuer, 8b