Spurensuche im Museum Ludwig

Die EF begab sich auf die Suche nach ihren Wurzeln in das Museum Ludwig zur Ausstellung „Vor Ort: Fotogeschichten zur Migration“, die noch bis zum 3. Oktober geöffnet ist. Die Ausstellung präsentiert Fotogeschichten von Arbeitsmigrantinnen und -migranten, die nach dem zweiten Weltkrieg im Zuge des Anwerbeabkommens unter anderem aus Italien, Griechenland und der Türkei auf der Suche nach einem besseren Leben nach Deutschland kamen und ihren Teil zum Wiederaufbau leisteten. Gekommen als Gäste, zunächst nur für wenige Jahre, lebten sie in oftmals schwierigen Verhältnissen in schnell hochgezimmerten Reihenhäusern oder Hochhauswohnungen und arbeiteten oft bei Ford. Viele von ihnen blieben schließlich ein Leben lang. Und auch ihre Kinder und Enkelkinder tragen bis heute dieses Erbe in sich.

Auf die Frage, wessen Großeltern denn als Gastarbeiterinnen oder Gastarbeiter nach Deutschland gekommen seien, meldet sich beinahe der halbe Kurs. Vielen sind die genauen Hintergründe ihrer Großeltern gar nicht bewusst. Und schon strömen die Schülerinnen und Schüler in die Austellungsräume, bestaunen Fotos und Biographien der Generation ihrer Großeltern und Eltern und lauschen ihren Geschichten. Auch wie die Stadt Köln sich über die Jahrzehnte gewandelt hat, scheint viele zu faszinieren. Schnell kommen wir in ein Gespräch über die NSU-Attentate und rassistisch motivierte Gewalt in Deutschland. Wir unterhalten uns aber auch über die Situation in den Schulen der 60er-Jahre und freuen uns darüber, dass wir heute die Chance haben, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Eine Schülerin und ein Schüler sind enttäuscht, weil ihre kulturellen Wurzeln aus Serbien und Montenegro nicht Eingang in die Ausstellung gefunden haben, obwohl ihre Großeltern auch Gastarbeiter waren.

Einen anderen Schüler erwische ich dabei, wie er ein Selfie mit einer Fotowand machen möchte. Auf meine Frage nach seinen Motiven, erzählt er mir, dass er soeben seinen Großvater auf mehreren Fotos entdeckt habe. In diesen Momenten bin ich einfach glücklich darüber, mit meinen Schülerinnen und Schülern diese Erfahrungen gemeinsam machen zu können. Denn auch meine Großeltern kamen einst als Gastarbeiter nach Deutschland auf der Suche nach einem besseren Leben. Die Ausstellung hat uns sicherlich nochmal vor Augen geführt, welche Strapazen unsere Großeltern auf sich genommen haben, damit wir heute unser Leben so führen können, wie wir möchten. Dafür sind wir ihnen dankbar.

Raffael Di Canio