„Sherlock in Love I“ – In der Kostümbildnerei

„Also, ihr macht wirklich etwas ganz Tolles!“, freut sich Georg Busch, der Leiter des TheoTheaters, „Und Schwieriges, denn ihr fertigt die Kostüme für unser neues Stück „Sherlock in Love“ an.“ Bis Ende März, Anfang April haben die fünf Schülerinnen Zeit, denn dann ist Premiere in der Schulaula. Die Mädchen besuchen den Nähkurs von Frau Fink. Und Modelle der Kostüme, die Paula und Elina aus der 6b, Kani und Mei aus der 7c und Sarah aus der 8b in den nächsten Wochen jeden Freitag von 14 bis 19 Uhr nähen werden, hängen in ihrem Nähatelier in B 201 an den Schränken. Denn die hat Anette Malsch, eine richtige Kostümbildnerin, die an der Oper Köln ausgebildet wurde, aus ihrem eigenen Fundus mitgebracht. „Als Georg Busch von dem neuen Stück erzählt hat, da habe ich gleich gesagt, da macht die Näh-AG die Kostüme und ich bringe Anette Malsch mit“, liefert Frau Fink den Hintergrund. Anette wird großzügig vom Förderverein der KTS unterstützt und sie ist ebenso Feuer und Flamme für das Projekt wie Frau Fink.
Sie freut sich, dass die Schülerinnen schon startklar vor ihr stehen und sich gemeinsam die Ideen für die Kostüme anhören. Es sind sechs Kostüme für die weiblichen Rollen des Stücks, denn, so Herr Busch: „Die Männer werden einfachere Kostüme haben, mal hier ein Einstecktuch, eine Anzughose… Aber die eigentlich Schlaue in dem Stück ist auch die Haushälterin Martha, Sherlock Holmes und Watson sind ziemliche Deppen.“ „Guckt mal, und das ist ihr Kostüm“, ergänzt Anette und schwenkt ein schwarzes Seidenkleid, hochgeschlossen und zugeknöpft. „Und, womit schützt sie sich wohl, wenn sie den Haushalt macht?“ „Natürlich eine Schürze“, kommt es aus den Reihen der jungen Näherinnen. „Ja, genau, und dafür habe ich diesen Stoff mitgebracht“, erklärt die Kostümbildnerin und zeigt einen weißen Baumwollstoff. Später sitzt sie mit Paula, die die Schürze nähen soll, an deren Maschine und fragt sie: „Sag mal, wir können uns jetzt entscheiden: Wie sollen die Taschen, die auf die Schürze kommen, aussehen, in Herzform oder einfach rund?“, fragt Anette. Paula ist aber ganz klar: „Nee, die soll ja die Schlaue sein, da können wir keine Herzform machen. Das passt nicht!“ Und schon fängt sie an, setzt den Nähfuß auf den weichen weißen Stoff und näht los, zack – ist die erste Naht fertig!

Aber wieder zurück an den Anfang, Herr Busch ist inzwischen verschwunden mit dem Hinweis: „Ich könnte mir auch vorstellen, wenn ihr das näht, dass ihr dann gerne dabei sein wollt, wenn die erste Anprobe ansteht!“ Begeistert nicken die Mädchen und schauen wieder zu den schönen altmodischen Kleidern: „Das Kleid finde ich am schönsten!“, schwärmt Elina und zeigt auf ein rot-schwarzes Samt-und-Seide-Kleid, das hinten einen aufgebauschten Pop am Hintern hat. „Ja, das ist ??, die Prostituierte. Die haben damals nur rot und schwarz tragen dürfen. Das ist toll, ne?!“, antwortet Anette. Sie hat sich vorab mit Frau Fink und Herrn Busch genau überlegt, welche Kostüme die Mädchen nähen können und welche Vorarbeiten dafür nötig sind. Frau Fink hat alle möglichen Stoffe und Accessoires besorgt. Gerade streicht sie vorsichtig Nagellack auf Hirschhornknöpfe, die dann ein besonderer Hingucker für ein Kleid werden.

„Die Mädchen haben alle ihre Lieblingsmaschinen, an denen sie es gewohnt sind zu nähen“, erzählt Frau Fink, „Daher verteilen wir jetzt die Aufgaben. Und dann geht es los!“ Anette erklärt Elina, wie sie das Reporterinnenkostüm nähen kann. „Für Patricia, die Reporterin, habe ich mir überlegt, dass sie modern, geometrisch, gerade, nicht so verspielt aussehen muss, eher wie ein Mathematiktest, so quadratisch irgendwie“, erklärt Anette und zeigt Elina, wie der karierte Wollstoff auf einen festeren Baumwollstoff mit Stecknadeln festgesteckt wird. Dann wird Elina die beiden Stoffe mit einer gerade Naht zusammen nähen.

Mei wird die Stola der Reporterin Patricia anfertigen. Dafür legt sie zwei Stoffalten übereinander und steckt es eng zusammen, so dass sie dann gerade darüber nähen kann. Anette hat sich schon ganz genau überlegt, wie die einzelnen Bestandteile der Kostüme aussehen sollen und erklärt jetzt, wie die Schülerinnen alles ganz sorgfältig abstecken. Kani hat eine schwierige Aufgabe: Sie soll die Falten an der Bluse der Schwester Susie feststecken und dann darüber nähen.

 

Sarah kümmert sich um das braun-goldene Kostüm von Charlie, der anderen Schwester. Hierfür hat Anette schon die Falten abgesteckt. Das sieht ziemlich kompliziert aus. Es wird eine Korsage und Sarah macht sich direkt daran, die restlichen Nähte zu nähen.

„Ich bin fertig!“, ruft da Elina. „Was schon fertig? Ich schnall ab. Aber halt, hier ist ja noch der Rock“, ruft Anette zurück und weiter geht’s. Überall surren die Maschinen. Paula kommt und bügelt mit Frau Fink die Schürze, damit die übereinander gelegten Stofffalten schön glatt werden. Kani zieht die geblümte Bluse der Schwester Susie an, damit sie sieht, wie der Stoff fällt. Wie eine Bluse sieht das zwar noch nicht aus, eher wie ein Kaftan, aber: „Das wird noch!“, weiß Kani und lächelt mit ihren Augen – und bestimmt auch hinter der Maske. Dann steckt sie die rosanen Troddeln an das Bündchen. Ganz schön schwer, durch die vielen Stofffalten zu stechen. Aber dann hat sie es geschafft und kann den Troddel annähen.

Es herrscht eine intensive Arbeitsatmosphäre, Zeit zu verschwinden. Aber in ein paar Wochen, wenn die Anprobe ansteht, sind wir auch wieder dabei und berichten, wie weit die eifrigen Künstlerinnen, die übrigens großenteils erst seit letztem August nähen (!), dann gekommen sind.

A. Frederichs