Der Blue-Eyed-Workshop an der KTS  

Am 24. und 25. Juni hatte Ilias Aasim, SV-Mitglied, es ganz alleine geschafft, den berühmten Blue-Eyed-Workshop zu uns an die Schule zu holen. Herr Schlicher, der diesen Workshop schon seit über zwanzig Jahren leitet, und sein Team reisten am Mittwochnachmittag an und bereiteten die Räume für das Geplante vor.  

Aber wir klären nun erst einmal, was der Blue-Eyed-Workshop (deutsch: Blauäugig-Seminar) überhaupt ist. Beim Blue-Eyed-Workshop werden mithilfe eines Experimentes Erfahrungen und die damit einhergehenden Gefühle von Diskriminierung vermittelt. Dabei wird zwischen blauäugigen und braunäugigen Schülern und Lehrern unterschieden. Zunächst werden Blauäugige und Braunäugige in unterschiedliche Räume verteilt. Auffällig ist die unterschiedliche Behandlung beider Gruppen. Von Anfang an wurden die Braunäugigen sehr nett behandelt und in einem Raum geführt, in dem ein großes Buffet stand. Zum Vergleich: Im Raum der Blauäugigen gab es nicht einmal eine Sitzmöglichkeit.  

Durch gezielte Manipulation versuchte Herr Schlicher, die Braunäugigen davon zu überzeugen, dass die Blauäugigen etwas minderwertiger seien. Verstärkt wurde diese Beeinflussung durch Plakate, die im Raum hingen und Unwahrheiten über Blauäugige verkündeten. Auf ihnen stand zum Beispiel„Blauäugige nehmen uns die Ausbildungsplätze weg.“ (Diese Aussage – setzt einfach eine andere Gruppe von Menschen ein –  erfreut sich leider in gewissen Teilen unserer Gesellschaft noch breiter naiver Zustimmung.)

Um die Erfahrung für beide Seiten so authentisch wie möglich zu gestalten, sollten sich die Braunäugigen an Zuhörregeln halten, sodass die Blauäugigen genau wussten, wie sich Diskriminierung anfühlt.  

Herr Schlicher vermittelte den Braunäugigen ausdrücklich, die Blauäugigen entweder aktiv zu diskriminieren oder zu ignorieren und sie anzuschweigen. Dann hat fragte er jede braunäugige Person, ob sie teilnehmen möchte. Daraufhin äußerten zwei Teilnehmerinnen, dass sie nicht bei der Schikane mitmachen möchten. Diese wurden daraufhin auch zu Blauäugigen „gemacht“.  

Schließlich wurden die Blauäugigen in den Raum der Braunäugigen geführt. Sie mussten sich auf eine begrenzte Anzahl von Sitzkissen in der Mitte des Raumes setzen. Herr Schlicher fing damit an, die Blauäugigen aufzufordern, die an der Wand hängenden Plakate nacheinander vorzulesen. Dabei führte er sie bei dem kleinsten Fehler vor. Selbst die blauäugigen Lehrkräfte (Frau Heijkers und Herr Niehues) wurden dabei schlecht behandelt.  

Nach der „Vorleserunde“ hatten wir eine Pause und der „extreme“ Teil des Workshops war vorbei. Danach wurden wir gebeten, unsere entstandenen Gefühle und Eindrücke über die jeweils anderen Gruppe zu reflektieren und aufzuschreiben. 

Aus Sicht der Braunäugigen:  

Die meisten Braunäugigen äußerten, dass ihr Gemütszustand sehr heiter gewesen sei, da sie sehr gut behandelt wurden. Im Laufe des Experiments habe sich dies aber geändert, da sich die meisten nicht wohl damit fühlten, andere Menschen zu diskriminieren und zu beleidigen. Es wurde aber auch geäußert, dass es sich für einige gut angefühlt hat, zur Mehrheit zu gehören und damit auch über mehr Macht zu verfügen.  

Die Blauäugigen haben auf die Braunäugigen hilflos, genervt, diskriminiert, respektlos und aggressiv gewirkt. 

Aus Sicht der Blauäugigen:  

Bei den Blauäugigen wurden Gefühle wie Hilfslosigkeit, Unbeholfenheit und Wut ausgelöst. Die unfaire Behandlung war für die meisten Blauäugigen sehr ungewohnt. Daher sind sie auch auf unterschiedliche Art und Weise damit umgegangen. Während die einen darauf setzten, so schnell wie möglich in Ruhe gelassen zu werden, diskutierten andere mit Herrn Schlicher.  

Am nächsten Tag redeten wir weiter über die Diskriminierungserfahrung der Schülerinnen und Schüler schauten noch einen Kurzfilm über den Ursprung des Experimentes.   

Wir fanden das Experiment sehr interessant und informativ. Dabei haben wir Erfahrungen gesammelt, die die meisten sonst nicht gemacht hätten. Wir sind der Meinung, dass das Seminar nicht nur mit Schülern, sondern auch mit Lehrern und anderen durchgeführt werden sollte. Denn es sollte immer und überall aktiv gegen Diskriminierung und Rassismus vorgegangen werden.   

Berk Akbulut, Nour Khammar, Mahni Touri (alle Q1)

 

Auch der Kölner-Stadtanzeiger hat über die Erfahrungen unserer Schülerinnen und Schüler einen Artikel geschrieben.

 

Im  Internet findet ihr weitere Informationen: 

http://www.diversity-works.de/ 

Wenn Ihr sehen wollt, wie die Seminare in Deutschland an Schulen eingesetzt werden:
http://www.youtube.com/watch?v=kG3GPIuycJY  

Weitere Informationen zum Thema Rassismus und Diskriminierung:  

Der Rassist in uns (2014):
https://youtu.be/GLzaAqgC25M  

Sind wir Rassisten, ORF (2020)
https://youtu.be/0oU2GY7vHVk  

Einstein: Die Macht der Vorurteile (2017)
http://www.srf.ch/sendungen/einstein/einstein-und-die-macht-der-vorurteile-2