Ein Gelehrter in seinem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker; er steht auch vor den Naturgesetzen wie ein Kind vor der Märchenwelt. (…)
In einem Laboratorium – nämlich im Baylab in Leverkusen – waren auch wir und haben als Biologie-Leistungskurs erfolgreich biochemische Verfahren angewendet, die wir zuvor nur theoretisch im Unterricht behandelten. Am Dienstag, dem 19. November, wurden wir im Baylab freundlich aufgenommen und ins Labor geführt, wo wir Kittel und Schutzbrille tragen mussten. Gesamtziel für jeden von uns war es, einen Abschnitt unserer DNA zu isolieren und analysieren zu können.
Dafür benötigte jeder von uns eine Probe der eigenen DNA, die aus Mundschleimhautzellen gewonnen werden kann. Um mit unseren DNA-Proben arbeiten zu können, war es zudem wichtig, diese von den restlichen Bestandteilen der Mundschleimhaut zu isolieren und sie daraufhin zu vervielfältigen. Hierfür haben wir zahlreiche biochemische Verfahren durchgeführt. Hauptwerkzeug war in diesem Zusammenhang eine Mikropipette für jeden von uns, die nicht gerade günstig ist, weswegen wir mit großer Sorgfalt damit hantiert haben.
Unsere nun vervielfältigen DNA-Proben mussten wir für eine Gelelktrophorese in ein Agarosegel pipettieren. Eine Gelelektrophorese ist eine Methode, in der DNA-Stränge nach ihrer Größe getrennt werden, um ihre Größe durch Vergleich mit DNA-Strängen bekannter Größe zu bestimmen und zuordnen zu können. Dabei spielte unsere Hand-Augen-Koordination eine bedeutende Rolle, denn ein minimal falscher Ansatz im Agarosegel mit der Mikropipette konnte für den jeweiligen Forschenden ein Scheitern des Experiments heißen. Wenn man nun bedenkt, dass wir alle zuvor ungefähr fünf Stunden Vorarbeit geleistet hatten, versteht sich auch, warum manche von uns beim Pipettieren so stark gezittert haben. Trotzdem konnte man bei den Auswertungen der jeweiligen Gele erkennen, dass jeder Schüler und jede Schülerin das Experiment mit Bravour gemeistert hat. Nun stellt sich die vernünftige Frage: Wozu das alles? Mit diesem Verfahren werden u.a. Vaterschaftstests durchgeführt und verdächtigte Täter in einem Kriminalfall ermittelt. Es war für uns sehr abwechslungsreich und erstaunlich, das Erlernte in der Praxis durchzuführen. Wir standen vor dem Laboratorium – in Marie Curies Worten – „wie ein Kind vor einer Märchenwelt.“
Jiyan Alis (Q1)