Auf Wiedersehen, alter C-Trakt!

Der C-Trakt. Als er aufgestellt wurde, von Bauen will man bei einem Container eigentlich nicht reden, hätte niemand für möglich gehalten, dass dieses Provisorium 40 Jahre alt werden sollte… Aber wir befinden uns in Köln, wo ein blaues Festivalzelt an prominenter Stelle am Hauptbahnhof jetzt auch schon seit fast einem Vierteljahrhundert den Blick auf den Dom vom Rhein aus verschandelt.

Nun ja, am Anfang stand bei uns an der KTS vor 40 Jahren auch ein Abriss, nämlich des alten Gebäudes, das sich dort befand: „Das war ein schönes altes Backsteingebäude“, erzählt Ines Seemann, eine ehemalige Kollegin von uns, die als Referendarin in den späten siebziger Jahren dort ihre ersten Stunden hielt. „Auf dem Boden war Parkett und die Räume waren alle mit  einer Wendeltreppe untereinander verbunden.“ Das gab dann wohl auch den Ausschlag, warum das alte Gebäude weichen musste: „Ich denke mal, dass es feuergefährlich war. Ich glaube, dass es sogar einen Bollerofen gab, mit dem geheizt wurde“, erinnert sich Frau Seemann.

Aber das alles ist ja schon sehr lange her, viel genauer ist ihr ihr alter Klassenraum C 106 in guter und liebevoller Erinnerung, denn sie unterrichtete richtig gerne im C-Trakt: „Dort waren die Räume groß und ich habe immer dafür gesorgt, dass es auch ein Lebensraum für meine Klassen war.“ Zwar konnte man die Containerwände nicht anstreichen, doch Wäscheleinen quer durch den Raum gespannt sorgten für wechselnde Dekoration, seien es Geburtstagskalender, Sterne an Weihnachten oder illustrierte Geschichtsdaten. Hier fand sich alles, was bunt – und lernenswert war. „Wichtig war aber auch der Flur vor unserem Klassenraum: Wie oft empfingen mich vor allem meine Schülerinnen mit der Bitte: „Frau Seemann, können wir mal vor die Tür gehen?““ Und hier wurde dann wahre Seelsorge betrieben, bestimmt wurde so manches Schüler-Leid von ihrer Klassenlehrerin mit warmem Herzen aufgefangen.
„Ja, hier habe ich mich heimelig gefühlt, auch wenn ich auf den schönen alten Kastanienbaum auf dem Schulhof geschaut habe“, schließt Ines Seemann ihre Erinnerungen mit leuchtenden Augen.

Doch diesen schönen Baum gibt es nun schon seit längerem nicht mehr. Er musste weichen, weil er krank war. Und auch der C-Trakt zeigte nach etlichen Jahren Verschleißerscheinungen. Deckenplatten brachen von der Decke, die Fenster ließen sich nicht mehr öffnen und der Bodenbelag hatte sich an einigen Stellen gelöst.

So waren unsere EF-Schülerinnen und -schüler auch froh, als sie nach den Herbstferien endlich in unser neues Gebäude, den N-Trakt, umziehen durften. Herr Schmitz, unser Schulleiter, hatte der Stadt Köln in mehreren nervenaufreibenden E-Mails die Zusage abgerungen, dass der Abriss wirklich erfolgt. Denn diese hatte wohl,  angesichts der dramatischen Risse in der Fassade unseres Hauptgebäude, beschlossen, den C-Trakt als Ausweichgebäude für die Räume im A-Trakt zu erhalten. Doch dagegen hatte sich Herr Schmitz vehement gewehrt: „Der marode C-Trakt ist eine Gefahr für die körperliche Unversehrtheit derjenigen, die sich in ihm befinden.“

Jetzt hat also nach 40 Jahren das Provisorium namens C-Trakt ein Ende gefunden. Ein Provisorium, das für viele Schülergenerationen dank ihrer Klassenlehrerin Frau Seemann zu einem Zuhause werden konnte.

Und doch: Eine Zeitenwende – Auf Nimmer-Wiedersehen, C-Trakt, juchhu und herzlich willkommen, N-Trakt!

A.F.