„Vor 80 Jahren standen wir auf der Todesliste.“

„Vor 80 Jahren standen wir auf der Todesliste.“ So beginnt Frau Weyl ihren 90-minütigen Vortrag über ihre Zeit im Durchganglager Westerbork, dem sie und ihre Eltern nur knapp mit dem Leben entkamen.

Natürlich kennt man die Gräueltaten aus dem  Nazionalsozialismus, aber habt ihr euch jemals gefragt, wie ist es ist, ihn als Mensch zu überleben? Um genau das herauszufinden, haben wir uns als Religionskurs auf den Weg zum El-De Haus, dem früheren Gestapo Hauptquartier, gemacht, und haben uns die erstaunliche Geschichte von Eva Weyl angehört. Frau Weyl erzählte von ihren Erlebnissen und kam dabei auf einen besonderen Diamantenring zu sprechen, den sie noch heute immer trägt. Was verbirgt sich aber nun hinter diesem Ring? Als damals die Gestapo bei Familie Weyl ankommt, müssen sie sich sofort auf den Weg machen und dürfen dabei nur wenigste Sachen mitnehmen, nämlich das, was in einen Koffer passt. Da die SS-Soldaten alle Wertgegenstände einsammeln, hat Evas Mutter klugerweise im Vorfeld ihre Diamanten in Evas Mantel eingenäht und dort haben sie – ohne Evas Wissen – die Zeit im Lager überstanden. Heute trägt Eva Weyl die Diamanten als Ring an ihrem Finger im Andenken an ihr Überleben.

Leider gibt es nicht immer ein gutes Ende für alle, so auch für eine Schulkameradin von Eva. Helga war wie alle anderen Kinder Schülerin an Evas Schule, bis eines Tages eine Mädchengruppe sie auf dem Schulhof auf den Boden schubste und anfing, sie zu treten. Es mag unglaublich klingen, aber die Mädchen hörten nicht auf und schlugen sogar auf Ansage der Lehrerin brutaler auf sie ein. Die Lehrerin stachelte ihre Schülerinnen sogar mit den Worten: „Zeigt mir, dass ihr gute deutsche Mädchen seid!“ an. Helga starb an ihren Verletzungen, und das nur, weil ihr Vater jüdisch war. Mit der dadurch entstandenen Aussage „Es fängt mit Mobbing an“ fordert Frau Weyl uns auf, nie bei Mobbing wegzuschauen und immer etwas zu unternehmen. Eine Weisheit, die auf schrecklichen Erlebnissen basiert.

Um diese Unterteilung von Menschen aufgrund ihrer Religion in „gut“ und „schlecht“ zu unterstreichen, zeigte uns Frau Weyl noch einen Cartoon. Darauf war ein Vater mit seiner Tochter zu erkennen in einem Dialog, mit der Frage: „Sind bei dir in der Schule Muslime, Juden, Christen?“ und der Antwort: „Nein, bei mir in der Schule sind nur Kinder“. Kind, bzw. Mensch sein, das ist es doch, was wir alle gemeinsam haben und genau das möchte Frau Weyl erneut betonen; die Herkunft, der Glaube oder das Aussagen sollten keine Rolle für Vorurteile sein. Dazu erwähnt sie ein unglaubliches Treffen, das bei einem ihrer Vorstellungen stattgefunden hat. Eva Weyl hat nämlich tatsächlich die Enkelin des damaligen Lagerkommandanten von Westerbork getroffen. Manche von euch würden jetzt denken, dass eine Feindschaft entstanden ist aufgrund der Ereignisse der Vergangenheit. Ganz im Gegenteil! Sie haben sich nämlich angefreundet und setzen sich heute zusammen dafür ein, die Geschichte lebendig zu halten und zu verbreiten.  Es ist sehr wichtig, dass die Zeit des Holocaust nicht in Vergessenheit gerät und wir auch heute noch der Opfer gedenken!

Ich hoffe, ihr konntet mit diesem Artikel neue Dinge lernen und wisst, was ihr in Zukunft alles machen könnt: bei Mobbing nicht wegschauen, sondern einschreiten und helfen, denn vieles fängt mit Mobbing an.

Hier gibt es noch den Link zum Spiegel TV Video des Tages.

Isminur Efe, 10b